Therapie, so wie ich sie verstehe und praktiziere, bezieht sowohl psychische als auch seelische und spirituelle Aspekte mit ein und arbeitet vorwiegend mit dem, was sich hier und jetzt in der therapeutischen Situation zeigt. Besonderes Gewicht liegt dabei auf der "therapeutischen Beziehung", die es in einer Atmosphäre von Wertschätzung ermöglicht, hier und jetzt neue Beziehungserfahrungen zu machen und die Welt - bei manchen vielleicht zum ersten Mal - als einen sicheren Platz wahrzunehmen. In dieser Atmosphäre ist es möglich, schwierige Lebenssituationen anzuschauen und so zu verlangsamen, dass die dahinter liegenden inneren Muster und Haltungen zum Leben deutlich werden können. Diese inneren Haltungen zum Leben, ob die Welt subjektiv zum Beispiel als sicherer oder gefährlicher Ort und das Leben als entbehrungsreich oder lustvoll wahrgenommen wird, werden schon sehr früh (in den ersten Lebensmonaten und sogar schon im Mutterbauch) durch das Verhalten unserer nächsten Bezugspersonen geprägt. Unsere ersten Beziehungserfahrungen sind die tiefsten und prägendsten und beeinflussen ganz wesentlich unser späteres Leben. Obwohl diese Prägungen so tief sind, sind sie auch viele Jahre später noch grundsätzlich veränderbar, wie uns die moderne Gehirnforschung zeigt. Neue Erfahrungen ermöglichen neue "Bahnungen" im Gehirn und im Nervensystem und öffnen uns dadurch neue Horizonte.
Dabei geht es immer wieder auch darum, den innen Fokus weg von den eigenen Problemen und Unzulänglichkeiten und hin zu den inneren Ressourcen zu lenken: Was hat mir trotz aller Widrigkeiten in meinem Leben bis heute Kraft gegeben, was trägt und hält mich in meinem Leben?
Seit über 20 Jahren forsche und arbeite ich intensiv an dem Thema "Entwicklungstraumen". Dabei hat mich die Arbeit des Traumforschers Peter Levine sehr inspiriert.
Dabei geht es um etwas, was man als "Entwicklungstraumen" bezeichnen könnte, die nach meiner Erfahrung die Basis von vielen psychischen und psychosomatischen Problemen sind. Wenn wir, insbesondere in der Zeit bevor wir sprechen lernen, nicht genügend gehalten und mit dem Herzen gesehen wurden und/oder traumatische Erfahrungen machen mussten (und das trifft für sehr viele Menschen zu), führt dies häufig, insbesondere bei sehr sensiblen Menschen, zu einer starken Empfindlichkeit und Unsicherheit in der Welt. Dies zeigt sich häufig in einem Phänomen, das man in der Traumatherapie "globale hohe Aktivierung" nennt. Man könnte auch sagen ein hohes, situationsabhängiges Grundstresslevel. Das äußert sich oft in einer verringerten Stressresistenz und kann damit zu stressbedingten Erkrankungen (Herz- und Kreislaufbeschwerden, Magen- und Darmprobleme, Schlaflosigkeit etc.) und zu einer geringeren Belastbarkeit im Alltag führen.
Die Welt wird oft als viel zu groß, zu viel, zu schnell und/oder zu laut empfunden. Das sensible innere System wird immer wieder von Reizen überflutet, wir fühlen uns der Welt nicht gewachsen und wir reagieren auf diese Überforderung mit innerer Anspannung. In unserem Verhalten zeigt sich das dann oft als Rückzug, Gereiztheit und aggressiven Impulsen, die sich entweder gegen uns selbst oder andere richten. Innerlich erleben wir manchmal etwas, was man als zeitweises "Zerbröseln" bezeichnen könnte, verbunden mit Angst, Schuldgefühlen, dem Gefühl nicht gut genug, nicht willkommen und/oder nicht liebenswert zu sein.
Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Behandlung von Schocktraumen. Dazu gehören Geburtstraumen, sexueller und emotionaler Missbrauch, Tod wichtiger Bezugspersonen, schwere Krankheit, Unfälle und andere Schockerfahrungen. Ein wesentliches Charakteristikum von Traumen ist, dass das Geschehen überwältigend war und dass die körperliche Reaktion auf dieses Ereignis nicht abgeschlossen werden konnte. Man könnte sagen, die traumatische Energie hängt noch im Körper fest. Dies führt zu einem tiefen Empfinden von Unsicherheit in der Welt und kann zu Symptomen wie Unruhe, Schlaflosigkeit, chronische Müdigkeit, Herzbeschwerden, Schwindel etc. führen. Heilung geschieht hier, wenn diese Energie sanft und sicher entladen werden kann und die Welt wieder als ein sicherer Ort erfahren werden kann. Gestalttherapeutisch könnte man sagen, es geht darum, diese Gestalt abzuschließen.